Abseits großer Gemeinden – Kleine jüdische Siedlungen im Mittelalter

Abseits großer Gemeinden – Kleine jüdische Siedlungen im Mittelalter

Organizer
Universität Klagenfurt, Institut für Geschichte / Institut für jüdische Geschichte Österreichs
Venue
Universität Klagenfurt, Stiftungssaal der Kärntner Sparkasse (O.0.0.1)
ZIP
9020
Location
Klagenfurt
Country
Austria
Takes place
Hybrid
From - Until
04.04.2024 - 06.04.2024
By
Birgit Wiedl, Institut für jüdische Geschichte Österreichs

Tagung des Instituts für Geschichte an der Universität Klagenfurt in Kooperation mit dem Institut für jüdische Geschichte Österreichs, 4. - 6. April 2024

Abseits großer Gemeinden – Kleine jüdische Siedlungen im Mittelalter

Jüdische Kultur im Mittelalter gilt nach wie vor als urbane Kultur: Jüdinnen und Juden siedelten, so die gängige Vorstellung, in Städten. Während die aschkenasische Kultur in großen jüdischen Gemeinden seit langem im Zentrum des Forschungsinteresses steht, ist der Bereich des jüdischen „Landlebens“ über weite Strecken noch weniger erforscht. Dies hängt zwar auch mit einer wesentlich schwierigeren Quellenlage für diese Ansiedlungen zusammen; eine zunehmende Zahl von Untersuchungen in den letzten Jahre hat aber gezeigt, dass trotz der insgesamt schmaleren Quellenbasis zahlreiche neue Erkenntnisse zu diesem Thema gewonnen werden können.
Für den Beginn des 14. Jahrhunderts werden etwa tausend jüdische Siedlungen in Mitteleuropa angenommen. Dabei handelte es sich nicht nur um große Gemeinden: oft waren es kleinere Ansiedlungen, die aber trotzdem längerfristig an einem Ort bestehen konnten und manchmal auch grundlegende Infrastruktur-Einrichtungen wie eine Synagoge oder zumindest einen Betraum besaßen. An andere Orten entwickelten sich nur Gemeinschaften (Chawura) oder die noch kleineren Niederlassungen (Jischuw), die aus wenigen Familien bestanden und für die schon die Erreichung eines Gebetsquorums von zehn erwachsenen Männern ein Problem darstellen konnte. Solche Ansiedlungen nutzten daher oft die Infrastruktur nähergelegener größerer Gemeinden, fanden teilweise aber auch eigene Lösungen.
Im Mittelpunkt der Tagung stehen die Lebensumstände der jüdischen Bevölkerung in solchen Ansiedlungen, die sich in Kleinstädten, in Märkten oder gar im dörflichen Umfeld bildeten und mit denen sich die Forschung in den letzten Jahren verstärkt beschäftigt hat.
Die Tagung richtet sich an Forschende, Studierende und alle historisch Interessierten. Sie kann kostenlos und ohne Anmeldung besucht werden. Alle Vorträge werden unter dem Link
https://classroom.aau.at/b/mul-u7i-lhw-flw
auch online übertragen.

Programm

Donnerstag, 4. April 2024

Eröffnung
18:00–18:30 Birgit Wiedl (St. Pölten): Begrüßung und Eröffnung der Tagung
18:30–20:00 Maria Stürzebecher (Erfurt): Der Erfurter Schatz und andere Schätzchen – Materielle Kultur der mittelalterlichen Juden auf der Welterbeliste

Freitag, 5. April 2024

09:30–09:45 Eveline Brugger (St. Pölten) und Christian Domenig (Klagenfurt): Begrüßung

Sektion 1
09:45–10:15 Birgit Wiedl (St. Pölten): Einführung
10:15–10:45 Markus Wenninger (Klagenfurt): Kleine Anfänge? Judensiedlungen des 10.– 12. Jahrhunderts im heutigen Österreich

Sektion 2
11:15–11:45 Sophia Schmitt (München): Gemeinschaft und Recht: Die Herausforderungen kleiner(er) jüdischer Ansiedlungen im Spätmittelalter aus rabbinischer Perspektive
11:45–12:15 Simon Paulus (Stuttgart): Von hohen Häusern und steinernen Kammern – Zur baulichen Infrastruktur und Topographie kleiner jüdischer Gemeinden im Mittelalter (online)

Sektion 3
14:00–14:30 Jörn Christophersen (Berlin): Refugien, Teilautonomien, Prekaritäten – von kleinen Knoten im jüdischen Siedlungsnetz des nordöstlichen Reiches
14:30–15:00 Annika Funke (Jerusalem): Konflikte um Haus und Herde: Jüdische Nutzung der Gemeindegerechtigkeit in den Kleinstädten der Wetterau im ausgehenden Mittelalter
15:00–15:30 Maike Lämmerhirt (Erfurt): Kleine jüdische Gemeinden in Thüringen

Sektion 4
16:00–16:30 Andreas Lehnertz (Trier): Jüdische Handwerksleute in klein(er)en Gemeinden
16:30–17:00 Ryan Low (Harvard): Jews in Rural Society in Medieval Provence
17:00–17:30 Christian Domenig (Klagenfurt): Kleine jüdische Ansiedlungen im Alpen-Adria-Raum

Samstag, 6. April 2024

Sektion 5
10:00–10:30 Eveline Brugger (St. Pölten): Im Schatten der Großen? Die jüdischen Ansiedlungen in Herzogenburg und Mödling im Vergleich
10:30–11:00 Kajetán Holeček (Prag): The Jewish Community in Teplice (Teplitz) at the End of the Middle Ages
11:00–11:30 Dean Irwin (Lincoln): In the Shadow of Lincoln? The Jews of Stamford c. 1190–1290 (online)

Sektion 6
12:00–12:30 Eva Doležalová (Prag): „Jerusalem an der Elbe“ – Juden in der Königsstadt Kolín (Colonia) von den Anfängen bis zur Vertreibung 1541
12:30–13:00 Hanna Teddy Schachter (Jerusalem): Jewish Life in Corbeil, c. 1180-1300 (online)
13:00–13:30 Jörg Müller (Trier): Kleinere jüdische Niederlassungen im Spiegel der Gerichtsbuchüberlieferung

13:30–14:15 Abschlussdiskussion

Contact (announcement)

Kontakt
Birgit Wiedl, Institut für jüdische Geschichte Österreichs (birgit.wiedl@injoest.ac.at)

Editors Information
Published on
Author(s)
Contributor
Classification
Temporal Classification
Regional Classification
Subject - Topic
Additional Informations
Country Event
Language(s) of event
English, German
Language of announcement